Bürgerinitiative „Natürlich Boldecker Land“ zum Kabinettsbeschluss des Bundesverkehrswegeplans
Der Bundesverkehrswegeplan 2030 ist ein Antiklimaschutzplan, der heute in Berlin beschlossen
wurde. Frau Hendricks hat bei der Ressortabstimmung mit Bundesverkehrsminister Dobrindt die
Verfehlung sämtlicher Umweltziele nicht verhindert und hätte ihre Zustimmung bis zur
grundlegenden Überarbeitung des Plans verweigern müssen. Die Öffentlichkeitsbeteiligung durch
das Bundesverkehrsministerium (BMVI) war eine Farce! 39000 Stellungnahmen wurden im
Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung abgegeben. Das wären 700 Stellungnahmen täglich, die zu
erfassen, lesen und auch, wie es das BMVI schreibt, in einem mehrstufigen Prozess fachlich,
inhaltlich zu prüfen, audf Alternativen zu untersuchen und gegebenenfalls Korrekturen an ihren
Plänen hätte vornehmen müssen. Das ist unmöglich.
Der BVWP widerspricht den EU-Vorgaben.Das Bundesumweltamt kritisierte mit Recht, dass 11
von 12 Punkten in der strategischen Umweltprüfung (SUP) nicht abgearbeitet wurden. Aus diesem
Grund will unsere Bürgerinitiative, sowie der Dachverband Keine A39 Beschwerde bei der EU
einlegen. Dazu hat jeder Bürger das Recht. Zur SUP gehört auch die Alternative B4, welche aus
dem BVWP-Entwurf herausgefallen ist. Dobrindt hat wie ein Gutsherr aus dem vorigen Jahrhundert
geplant, der seinen politischen Günstlingen Gefälligkeitern erweisen will. Mit einer vernünftigen
Verkehrsplanung, welche die Weichen zum Nutzen der Allgemeinheit im 21. Jahrhundert stellt, hat
dieses Straßenbau-Flickwerk nichts zu tun.
Besonders als Landwirten ist die Aufnahme der A39 in den BVWP ein Schlag ins Gesicht. Im
Projektdossier A39 wird der Fächenverbrauch für die A39 nur mit ca 500 ha angegeben. Tatsächlich
ist er aber viermal so hoch, da alle Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen, sowie alle Nebenbauten wie
Brücken, Böschungen usw. weggelassen wurden. So bestätigt es auch das von den Grünen in
Auftrag gegebene Gutachen zur A39. Das BMVI sagt im Beteiligungsbericht dazu: „Die reine
Flächeninanspruchnahme wird als Kriterium für die Projektpriorisierung nicht für geeignet
angesehen“. In einfachen Worten: Es ist uns egal. So oder ähnlich wird auf 100 Seiten dargelegt,
dass das BMVI immer Recht hat. Dabei ist die Landwirtschaft in Niedersachsen der zweitgrößte
Arbeitgeber nach VW mit ca. 140000 Arbeitsplätzen.
Das Gutachten der Grünen zur A39 sagt aus, dass die A39 nur ein NKV von 0,85 hat. Dies hat Herr
Lies wohl nicht gelesen. Als Wirtschaftsminister müsste er doch eigentlich wissen, das damit die
Kosten höher liegen als der Nutzen.
Die Kosten pro Autobahnkilometer werden mit 10 Millionen Euro beziffert, Stand 2012. Die
durchschnittlichen Kosten anderer vergleichbarer Autobahnen betragen laut Gutachten 15-20.000
Euro pro Kilometer.. Wenn die A39 und die A20 gebaut würden, wären selbst bei den dann zu
gering geschätzten Baukosten dreiviertel aller Gelder für Straßenneubau verbraucht, dem Land
Niedersachsen wären die Hände gebunden. Würde man die höheren, realistischen Kosten
annehmen, wird das vorgesehene Geld aus dem BVWP nicht reichen!
Aus unserer Sicht hier im Boldecker Land und Umgebung ist die bestehende A39 bei Wolfsburg bis
zum Kreuz Königslutter ein Problem. Dort ist heute schon zu Schichtzeiten der Super-Stau-Gau.
Nun schließt man die Abfahrt Mörse. Die Verkehrsteilnehmer müssen nun über die Dörfer fahren
um nach Mörse zu kommen. Laut Verkehrsprognose zur A39 soll der LKW-Verkehr mit Weiterbau
der A39 um das 6-fache, und der PKW-Verkehr um das 2-fache steigen. Angemeldet zum BVWP
wurde die 6-Spurigkeit von Sandkamp bis zur A2 Kreuz Köngslutter. Diese 6-Spurigkeit fehlt aber
im neuen BVWP gänzlich, sie ist herausgefallen.
Bei einem Weiterbau der A39 wäre dort die A39 nur noch eine Stauschlange!
Weiterhin wird in den Planfeststellungsunterlagen für unseren Abschnitt 7 Ehra-bis Weyhausen
angegeben, dass unser Abschnitt die größten Entlastungen durch die Autobahn genießt. Dies ist aber
eine falsche Rechnung, denn es wird nur der Verkehr der am Ortseingang, bzw, Ausgang berechnet.
Was schon vorm Ortsschild innerhalb von Jembke, wie z,B. Die Brackstedter Straße, auf der selbst
mit A39 dann 10.000 Fahrzeugen nach deren Berechnungen fahren werden, nicht berücksichtigt.
Dies beträfe dann auch die anliegenden Wolfsburger Stadtgebiete.
Schlussendlich ist das vom Bundesverkehrsminister gefeierte Verfahren zur Beteiligung der
Öffentlichkeit an der Aufstellung des neuen BVWP falsch, es entpuppt sich als Feigenblatt, mit dem
verdeckt werden soll, dass Verkehrspolitik in Deutschland nach wie vor in erster Linie
Klientelpolitik ist.
Für die A39 hat sich nichts geändert, sie steht im neuen und im alten BVWP im allgemeinen
Vordringlichen Bedarf. Noch ist kein einziger Bauabschnitt der A39 planfestgestellt. Wir als
Bürgerinitiative werden zusammen mit dem Dachverband Keine A39 gegen dieses überflüssige und
umweltzerstörerische Projekt für die betroffenen Bürger kämpfen- wenn es sein muß, auch mit
Klagen vor dem Bundesverwaltungsgericht Leipzig.
Quelle: Pressemitteilung der Bürgerinitiative Natürlich Boldecker Land. Karin Loock, Jembke