Keine Verkehrsentlastung durch A39

Warum ein Autobahnneubau keine Verkehrsentlastung bringen kann: Der Fall der Bundesautobahn 39

Seit vielen Jahren wird der geplante Neubau der Bundesautobahn 39 (A39) zwischen Wolfsburg und Lüneburg diskutiert. Die Befürworter argumentieren, dass eine neue Autobahn die Verkehrsbelastung reduzieren und die wirtschaftliche Entwicklung der Region fördern würde. Doch zahlreiche wissenschaftliche Studien und praktische Beispiele zeigen, dass ein Autobahnneubau oft nicht die gewünschten Verkehrsentlastungen bringt. Im Folgenden erläutere ich, warum dies so ist, und beziehe mich dabei auf relevante Forschungsergebnisse.

1. Das Prinzip der induzierten Nachfrage

Ein zentrales Argument gegen den Neubau von Autobahnen ist das Phänomen der induzierten Nachfrage. Dieses Prinzip besagt, dass die Bereitstellung zusätzlicher Verkehrsinfrastruktur dazu führt, dass mehr Menschen diese nutzen, was letztlich den Verkehr wieder auf das ursprüngliche Niveau ansteigen lässt oder sogar erhöht. Eine Studie des Victoria Transport Policy Institute zeigt, dass die Kapazitätserweiterung von Straßen häufig zu einem Anstieg des Gesamtverkehrsaufkommens führt, anstatt dieses zu reduzieren.

2. Verkehrsverlagerung statt Entlastung

Die geplante A39 könnte zu einer Verlagerung des Verkehrs von anderen Straßen auf die neue Autobahn führen. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig eine Entlastung der bestehenden Straßen. Vielmehr kommt es oft dazu, dass der Verkehr auf die neuen Straßen verlagert wird, während die alten Routen weiterhin stark genutzt werden. Die Verkehrsbelastung bleibt somit insgesamt hoch. Eine Studie der Universität Stuttgart zur Verkehrsentwicklung zeigt, dass neue Straßen häufig eine Umlenkung des Verkehrs bewirken, ohne das Gesamtaufkommen nachhaltig zu reduzieren.

3. Langfristige ökologische und ökonomische Auswirkungen

Der Neubau von Autobahnen hat auch langfristige ökologische und ökonomische Auswirkungen, die oft unterschätzt werden. Der Flächenverbrauch und die Zerschneidung von Landschaften können erheblich sein. Zudem werden wertvolle Natur- und Erholungsräume beeinträchtigt. Eine Studie des Umweltbundesamtes betont, dass der Neubau von Straßenprojekten zu einem Anstieg der CO₂-Emissionen und zu einer Zunahme des Individualverkehrs führt, was den Klimaschutzbemühungen entgegensteht.

4. Alternativen zum Autobahnausbau

Statt in neue Autobahnen zu investieren, könnten Mittel in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, den Schienengüterverkehr und nachhaltige Mobilitätskonzepte fließen. Studien zeigen, dass Investitionen in den öffentlichen Verkehr eine effektivere und umweltfreundlichere Lösung zur Verkehrsreduzierung darstellen. Eine Untersuchung der Internationalen Energieagentur zeigt, dass der Ausbau des öffentlichen Verkehrs das Potenzial hat, die Verkehrsbelastung und die Umweltbelastung signifikant zu reduzieren.

Fazit: Der Fall der Bundesautobahn 39

Der geplante Neubau der Bundesautobahn 39 zwischen Wolfsburg und Lüneburg steht exemplarisch für die Diskussion um den Sinn und Unsinn neuer Autobahnprojekte. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sprechen eine deutliche Sprache: Ein solcher Ausbau bringt keine nachhaltige Verkehrsentlastung, sondern führt in vielen Fällen zu zusätzlichen Belastungen und ökologischen Schäden. Stattdessen sollten alternative, nachhaltige Verkehrskonzepte in den Fokus gerückt werden, um den Verkehr langfristig zu reduzieren und die Lebensqualität in den betroffenen Regionen zu verbessern.


Quellen:

  1. Victoria Transport Policy Institute. (2020). Induced Traffic Demand. Link
  2. Universität Stuttgart. (2018). Verkehrsentwicklung und Straßenbau. Link
  3. Umweltbundesamt. (2021). Auswirkungen von Straßenbauprojekten auf Klima und Umwelt. Link
  4. Internationale Energieagentur. (2020). Public Transport for Sustainable Cities. Link